
Artikel: Studie zum Einfluss von EMDR auf das Gedächtnis
In Aus- und Weiterbildungen sowie in Supervisionen wird häufig diskutiert, ob EMDR für die Verarbeitung von traumatischen Situationen eingesetzt werden kann, wenn der Gerichtsprozess noch bevorsteht. Oftmals kommen Therapeut*innen in den Konflikt zwischen dem Anbieten einer EMDR-Therapie zur Verringerung des Leidensdruckes und der Sorge, durch die mit EMDR veränderten Erinnerungen den juristischen Prozess (negativ) zu beeinflussen. Diese Studie im Pre-Print könnte neue Erkenntnisse bringen.
Die Autoren untersuchten die Auswirkungen von EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, IE (Imaginal Exposure) und ImRs (Imagery Rescripting) auf die Erinnerungsgenauigkeit. 265 gesunde Teilnehmer absolvierten den Trierer Sozialen Stresstest und erhielten am folgenden Tag eine von drei Interventionen oder keine Intervention/Kontrollgruppe (NIC). Entgegen den Erwartungen zeigten die Interventionen keine Unterschiede in ihrer Wirkung auf die Gedächtnisgenauigkeit; die drei Interventionen führten weder zu einer Verbesserung noch zu einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses im Vergleich zu NIC. Dies bestätigt neuere Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass weder EMDR, IE noch ImRs das Gedächtnis verzerren.
Die Ergebnisse widerlegen die Annahme, dass traumafokussierte Behandlungen wie EMDR, IE und ImRs zu Gedächtnisveränderungen führen, was besonders für juristische Zusammenhänge bedeutsam ist. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um sicherzustellen, dass diese Ergebnisse auf Risikokonstellationen sowie auf komplexere, emotional aufgeladene Ereignisse in klinischen Stichproben verallgemeinert werden können.
Link zum open source Artikel im Preprint
Aleksic M, Thomas E, Anna EK and Wolkenstein L. 2025. “Does Treating Emotional Memories Come at a Price? Comparing the Effects of Imagery Rescripting, Eye Movement Desensitization and Reprocessing and Imaginal Exposure on Memory Accuracy.” OSF Preprints. January 30. doi:10.31219/osf.io/qvwhu_v1.